Kobe Bryant (†41): Eine gewaltige Karriere, ein kompliziertes Leben - WELT (2024)

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Wie wird man Kobe Bryant gerecht? Einem der absoluten Superstars des Basketballs. Der „Black Mamba“, wie er sich selbst nannte. Rekordmann der NBA. Einstiger Titelgarant. Legende und Idol. Vor allem aber vierfacher Vater, Ehemann? Wie also würdigt man ihn? Dirk Nowitzki hat es versucht. „Kobe“, schrieb Nowitzki, „war der Michael Jordan unserer Generation. Ruhe in Frieden mit Deinem Engel Gigi.“ Er sprach Bryants Frau Vanessa, ihren drei Töchtern und all den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. An das Ende seiner Zeilen setzte Nowitzki ein gebrochenes Herz.

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Kobe Bryant und seine 13 Jahre alte Tochter Gianna gehörten zu den Todesopfern eines Hubschrauberunfalls in der Nähe von Los Angeles ohne Überlebende. Er wurde 41 Jahre alt. Die Ursache des Unglücks ist noch ungeklärt. Bei nebligem Wetter war die Maschine vom Typ Sikorsky S-76 am Morgen abgestürzt und in Flammen aufgegangen. Der Hubschrauber soll in Orange County gestartet sein, dem Wohnort Bryants südlich von Los Angeles.

Der Absturzort in Calabasas liegt etwa 30 Kilometer westlich von der Stadt. Die städtische Polizei von Los Angeles hatte ihre Hubschrauber amerikanischen Medienberichten zufolge bewusst am Boden gelassen, weil das neblige Wetter zum Fliegen zu gefährlich gewesen sei. Bryant war mit seiner Tochter und weiteren Passagieren auf dem Weg zu einem Basketball-Turnier in dem Ort Calabasas gewesen. Die Polizei informierte über den Tod der insgesamt neun Hubschrauberinsassen.

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Mit dem 41 Jahre alten Weltstar schied einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Profis der Basketball-Geschichte aus dem Leben. Bryant wurde 15-mal ins All-Star-Team der NBA gewählt – keinem gelang dies häufiger. 81 Punkte erzielte der knapp zwei Meter große Shooting Guard einmal in einer Partie 2006. Seine 33.643 Zähler in regulären Saisonspielen werden nur von Kareem Abdul-Jabbar, Karl Malone und LeBron James übertroffen – Letzterer zog erst am Wochenende an Bryant auf Platz drei der Bestenliste vorbei. „Das Wichtigste ist es, Menschen zu inspirieren, damit sie Großes erreichen können“, hatte Bryant mal gesagt. Ihm gelang das, denn es gab kaum einen Größeren als ihn.

Michael Jordan war Bryants großes Vorbild

Der wohl Größte, Michael Jordan, war sein großes Vorbild. Bryant zog seine Kreise auf der gleichen Position wie Jordan, versuchte ihm im Spielstil und seinen Erfolgen nachzueifern. Mit fünf gewonnenen NBA-Titeln für die Los Angeles Lakers, denen er seine ganze Karriere lang treu war, blieb er nur eine Meisterschaft unter Jordans Marke. Der schrieb: „Worte können den Schmerz nicht ausdrücken, den ich fühle. Ich habe Kobe geliebt – er war wie ein Bruder für mich.“

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Bryant wurde nach dem Kobe-Steak benannt, dass seine Eltern mal kurz vor seiner Geburt auf einer Speisekarte gesehen hatten. Sein Weg zum Basketball war vorgezeichnet. Schon sein Vater spielte acht Jahre lang in der NBA. Weil er dann in Europa seine Karriere fortsetzte, lebte Kobe Bryant im Alter von sechs bis 13 Jahren in Italien. Er sprach fließend Italienisch, beeindruckte bereits im Nachwuchsteam von Pistoria durch sensationelle Leistungen. „Wären wir länger in Italien geblieben, hätte ich versucht, Fußball-Profi zu werden“, hatte Bryant mal gesagt.

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So aber ging es 1992 zurück in die USA, mit seinem Vater als sportlichem Lehrmeister und Mentor. Bryant versuchte schon im Alter von fünf Jahren, im Match Eins-gegen-Eins gegen den Senior zu bestehen. „Als ich 14 war, habe ich ihn das erste Mal besiegt. Da wusste ich, dass ich es in die NBA schaffen kann“, erzählte er einst. Er ging auf die Lower Merion High School in Ardmoore/Pennsylvania, fand aber als Zugezogener aus Europa kaum Anschluss. Unter anderem, weil er den Straßenslang nicht verstand. Nur durch seine Basketballvorführungen verschaffte er sich Respekt. Unter anderem verbesserte er die alte High-School-Bestmarke von Wilt Chamberlain, einst einer der offensivstärksten Spieler der NBA, auf 2993 Punkte.

Dank der Kontakte seines Vaters durfte das Talent bei den Sixers in Philadelphia mittrainieren. Zum Test ließ man ihn gegen den neu verpflichteten Jungprofi Jerry Stackhouse antreten, der dem Teenager deutlich unterlegen war. Die Sixers hatten eine Entdeckung gemacht, gingen aber dennoch leer aus. Bryants Name wurde auf Betreiben des NBA-Chefs David Stern auf die Draft-Liste gesetzt, was viele überraschte, weil er nie ein College besucht hatte und damit nicht den traditionellen Weg der Liga gegangen war. Stern aber kanzelte alle Kritik kategorisch ab: „Kobe Bryant ist eine Ausnahme. Wegen seiner Familienverhältnisse, wegen seiner außergewöhnlichen Reife und wegen seines Talents. Er wird trotz seiner Jugend in der Liga bestehen“, hatte Stern gesagt.

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Die Charlotte Hornets drafteten ihn, tauschten ihn aber gegen Vlade Divac, sodass Bryant seine Profikarriere bei den Los Angeles Lakers begann. Ein Glücksfall für den Klub, wie sich alsbald herausstellen sollte. Im Team war zwar zur damaligen Zeit Shaquille O‘Neal der absolute Fixpunkt des Spiels. Bryant aber brachte es als jüngster Spieler der NBA mit 18 Jahren und zwei Monaten auf eine Spielzeit von durchschnittlich 15,5 Minuten. „Ich will nicht als Mann in die Geschichte eingehen, der Kobe nicht spielen ließ“, sagte Trainer Delmer William Harris.

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Das sollte sich als kluger Schachzug heraustellen. Bryant schaffte mühelos den Durchbruch, wurde schnell zu einem der Publiku*mslieblinge in Los Angeles. In seinem zweiten Jahr bei den Lakers wurde er bereits ins All Star Game berufen, wo er auf Michael Jordan traf. Der war vom Newcomer beeindruckt. „Ich wollte nur nicht von Kobe in den Schatten gestellt werden“, hatte Jordan nach dem Duell gesagt.

Positiv für seine Karriere wirkte sich aus, dass seine Familie in seiner Kindheit ein Nomadenleben führte und viel reiste. Daher bereitete ihm der anstrengende Alltag als NBA-Profi in dieser Hinsicht von Anfang an keine größeren Probleme. Doch Bryants Verhältnis zu Shaquille O‘Neal wurde zunehmend schwieriger, was sein Spiel verkomplizierte und seiner Reputation schadete. Beide Stars waren eher darauf bedacht, sich selbst ins Rampenlicht zu rücken, als gemeinsam für das Team zu arbeiten. „Shaq und Kobe haben eine Definition von Basketball die lautet: Gib mir den Ball, und ich mache die Punkte. Mit einem Star funktioniert das. Mit zwei nicht“, skizzierte Lakers-Assistenztrainer Jim Cleamons mal das Problem. Zwischen Bryant und O‘Neal brach ein Kleinkrieg aus, öffentlich geführt über die Medien. Es war unwürdig.

Waffenstillstand im Kleinkrieg mit Shaquille O‘Neal

Das Magazin „Five“ kommentierte mal, es sei „leicht, Bryant als Egomanen abzustempeln. Und auch nicht falsch“, Bryant habe kein Leben außer Basketball, und er sei vom Basketball und vom Gewinnen besessen, wie es Michael Jordan war. Respekt bekomme er natürlich. Aber es sei „schwer, ihn zu mögen“.

Bryant war jedoch derjenige, der durch sein Verhalten den Waffenstillstand einläutete. Es war im Jahr 2001, Bryant demütigte seine Kollegen im Training nicht mehr, spielte mit ihnen Karten, lobte sie in der Presse. Viele führten das auf seine Hochzeit im April 2001 zurück. Bryant heiratete die damals 18-jährige mexikanischstämmige Vanessa Laine – sehr zum Missfallen seines ganzen Umfelds. An der Hochzeitszeremonie nahmen letztlich gerade einmal zwölf Personen teil. Nicht nur sein langjähriger Agent Arn Tellem blieb der Feier fern, auch seine Familie. Die Eltern waren gegen eine so frühe Heirat und hätten sich eine schwarze Schwiegertochter gewünscht. Zur Versöhnung mit Vanessa kam es erst fast zwei Jahre später, als Bryants erste Tochter Natalia Diamante im Januar 2003 geboren wurde.

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Im selben Jahr fiel allerdings auch ein Schatten auf die Ehe. Bryant war im Juli in Eagle/Colorado wegen Vergewaltigung angeklagt. Die Klage wurde später fallen gelassen, die Klägerin fühlte sich einem weiteren Prozess nicht mehr gewachsen. Aus Bryants Sicht war ohnehin alles einvernehmlich geschehen. Er entschuldigte sich öffentlich für den begangenen Ehebruch und kaufte seiner Frau einen vier Millionen Dollar teuren Brillantring. Im Dezember 2011 reichte seine Frau die Scheidung ein, die sie aber im Januar 2013 zurückzog. „Wir sind sehr glücklich, dass wir uns wiedergefunden haben“, ließen beide auf Facebook verlauten. Obwohl Bryant damals an mehreren Spieltagen den Tag über im Gericht zubringen musste, litten seine Leistungen in keiner Weise. In einer Partie gegen die Denver Nuggets betrat er nach einer Gerichtssitzung einmal sogar erst während des ersten Viertels die Halle und brachte mit seinem letzten Wurf die Entscheidung.

Sportlich wurde auch alles in seinem Sinne geregelt. Die Lakers entschieden sich für ihn und gegen O‘Neal, der nach Miami verkauft wurde, während Bryants Vertrag für weitere sieben Jahre und 136 Millionen Dollar Salär verlängert wurde. Insgesamt schätzt das Magazin „Forbes“ sein Vermögen auf 770 Millionen Dollar. „Ich hatte es satt, Nebendarsteller von Shaq zu sein“, sagte er mal. Der als „Mr Ego“ verschriene Bryant wurde zusehends zum Teamplayer, knackte nahezu jeden denkbaren Rekord in Klub wie Liga und durfte sich 2012 als erster Sportler überhaupt mit Hand und Fuß im frischen Zement auf dem Hollywood Boulevard verewigen.

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Er war während seiner Karriere extrem vielseitig, verfügte über einen sicheren Sprungwurf, war stark von der Dreierlinie und konnte zum Korb ziehen. Dazu war er auch in der Defensive sehr effektiv. Als überragend galt seine Nervenstärke, in den Schlusssekunden den entscheidenden Wurf zu treffen, sowie seine Arbeitseinstellung, weil er trainierte, wie kaum ein anderer. „Er ist der wohl beste Spieler, gegen den ich je antreten musste“, hatte Nowitzki 2015 der „Sport Bild“ gesagt.

Im Dezember 2014 überholte Bryant mit insgesamt 32.310 Punkten sein großes Vorbild Michael Jordan. Nachdem er in den Jahren zuvor kaum einmal verletzt war und 1194 von 1346 möglichen Spielen absolviert hatte, wurde er ab 2013 immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Am 12. April 2013 etwa zog er sich im Spiel gegen die Golden State Warriors einen Achillessehnenriss im linken Fuß zu. „Ich habe mein bestes Basketball kurz vor meinen Verletzungen gespielt. Deshalb sind die Zweifel, ob ich aufgrund meines Alters noch mein Spiel machen kann, wertlos“, sagte er gewohnt selbstbewusst. Zur Saison 2015/16 war Bryant wieder fit und stellte gleich einen weiteren NBA-Rekord auf: Er spielte seine 20. Saison für denselben Verein und übertraf damit John Stockton (Utah, 19 Jahre).

Sein sonst so konstantes Spiel aber wurde unstet. Spielen mit 30 und mehr Punkten folgten Spiele, in denen kaum ein Ball den Weg in den Korb fand. Am 29. November 2015 gab er in einem selbst getexteten Gedicht seine Entscheidung bekannt, nach der Saison aufzuhören. „Mein Verstand kann noch, mein Herz sowieso, aber mein Körper sagt Nein“, hatte er formuliert. Im Alter von 37 Jahren trumpfte er in seinem letzten Spiel noch einmal mit 60 Punkten auf und ließ sich im goldenen Konfettiregen von Stars wie Lakers-Edelfan Jack Nicholson, Jay-Z und David Beckham feiern. Seine Verabschiedung nach dem letzten Spiel, als er die Worte „Mamba Out“ sprach und das Hallenmikrofon niederlegte, erreichten ikonischen Status – und wurden selbst vom damaligen US-Präsidenten Obama imitiert.

Bei den Grammy-Awards, die am Sonntagabend ausgerechnet im Staples Center von Los Angeles verliehen wurden, stand Bryants Tod im Vordergrund. Moderatorin und Sängerin Alicia Keys sagte zu Beginn der Show: „Mein Herz liegt in Stücken, seit ich von dieser unvorstellbaren Tragödie gehört habe.“ Es war der Versuch einer Würdigung eines der Größten in der Geschichte des Sports.

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