Kobe Bryant und die Hip-Hop-Szene - „Am Ballen wie Kobe“ (2024)

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Kobe Bryant stand für Ehrgeiz, Dominanz und Erfolg - weit über die Basketballwelt hinaus. Damit war er ein Sinnbild für dutzende Rapper, die sich gerne mit ihm verglichen haben, um sich selbst zu verherrlichen. Bryants Fähigkeiten als Rapper mussten sie dafür bewusst ignorieren.

Von Axel Rahmlow | 01.02.2020

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Ein 12 Jahre alter Junge posiert für ein Foto in seinem neuen Basketballtrikot. Seine Eltern haben es ihm geschenkt. Es ist gold-lila, die Farben der Los Angeles Lakers. Es hat die Nummer 8. Kobe Bryants Nummer. Der Junge wird sich später als Rapper Ahzumjot nennen.

"Das war für mich extrem besonders. Ich fand den einfach von seiner ganzen Mentalität wahnsinnig faszinierend. Dass den auch so nichts aufhalten konnte, ganz krasse Persönlichkeit. Das Trikot habe ich auch heute noch.

Gut 20 Jahre später postet der Rapper genau dieses Foto im Netz. Am Tag als Kobe Bryant auf tragische Weise stirbt.

"Ich habe Kobi Bryant auch nie kennengelernt. Aber in dem Fall hat es mich halt wirklich extrem mitgenommen und ich meine, ich habe an dem Tag fünf Stunden im Studio verbracht, nur mit mir Videos anzugucken. Und wirklich mehrere Male kamen mir einfach die Tränen. Schon krass einfach."

Diese Geschichte ist exemplarisch für das Verhältnis der Hip-Hop-Welt zu Kobe Bryant. Ein Basketballer als musikalische Projektionsfläche. Auch für Ahzumjot.

"Meine Bruhs sind viel, viel mehr als meine Homies (meine Homies, yeah) / Switche dieses Team niemals wie Kobe (niemals wie Kobe, yeah)"

Und damit ist Ahzumjot in guter Gesellschaft. OG Keemo, Bausa, Lakman - das ist nur eine kleine Auswahl deutscher Rapper, die entweder ganze Songs nach Kobe Bryant benannt haben oder sich mit ihm in ihrer Musik vergleichen.

OG Keemo: "24 so wie Kobe, niemand macht es so wie OG / Du starrst auf meine steinbesetzte Rolli, ich schmeiß mit Geld als wär ich Kobe."

Bausa: "Lebende Legende so wie Kobe Bryant, so viel Style sollte verboten sein"

Witten Untouchable: "Ich bin der beste am Mic, ich war Kobe Bryant. Mamba Out, ich fühle mich so befreit."

Der personifizierte Erfolg

Bryant war der personifizierte Erfolg: lässig, egozentrisch, ehrgeizig, dominant. Das sind Schlagworte, die zu vielen ordentlichen Rapper-Egos dazugehören. Hip-Hop ist schon immer Wettbewerb gewesen. Größenwahn. Und so ist es für Ahzumjot auch nur konsequent, dass sich hunderte Rapper Kobe Bryant ausgesucht haben, um die eigene Herrlichkeit zu bebildern.

"Basketball ist schon immer sehr Hip-Hop-related, afroamerikanisch influenced. Die größten Stars sind Afroamerikaner. Basketball und Hip-Hop gehen schon immer Hand in Hand. Man sucht sich immer diese Vergleiche im Rap, den Krassesten nimmt man dann. Und nirgendwo ist der Wettbewerb so krass wie im Sport. Und Kobe ist und war offensichtlich der Beste und Größte zu seiner Zeit."

Im US-Rap ist das Ganze noch extremer als in Deutschland. Allein den Satz "Ballin like Kobe" haben dutzende Rapper fast schon zu einer Art Standardrepertoire gemacht. Ein bisschen kreativer klingt es zum Beispiel so:

J. Cole: "I ball, I ball, like Kobe in the fall / Put trophies on wall, rather trophies on my mantle."
Drake: "Now me and Kobe doin' shots the night before the game."
The Game: "I'm hard as a motherf*ckin ounce of raw, Dribble rock like Kobe Bryant bounce the ball"

Jenseits der Schattenseiten

Die Schattenseiten in Bryants Biografie haben hier nie Platz gehabt, vor allem nicht die Vergewaltigungsvorwürfe einer Hotelangestellten und sein Halbgeständnis im Jahr 2004. Im Gegenteil: Lil Wayne aus New Orleans hat in seinem "Kobe Bryant"-Song vier Minuten lang nichts anderes gemacht als sich mit ihm zu vergleichen. Kendrick Lamar aus Los Angeles hat Kobe Bryant zu seinem Karriereende ein ganzes Lied gewidmet. In dem geht es auch darum wie Bryant nach einer kompletten Karriere bei den Lakers mit der Stadt L.A. verwachsen ist.

Kendrick Lamar: Using this building as his first studio / Using L.A. as his canvas / Restoring crowns back to where they belong / Under royal banners, purple and gold Kobe."

Zwischen all den Rappern, die sich mit Kobe Bryant musikalisch beschäftigt haben, ragt einer nochmal besonders heraus: Kobe Bryant

Großer Hip-Hop-Fan

Bryant war großer Hip-Hop-Fan, er war mit vielen Rappern befreundet. Also hat er auch selber gerappt – und war dabei der genaue Gegensatz zum Basketballer Bryant: Durchschnittlich, herumstolpernd, austauschbar. Im Netz sind ein paar Beweise zu finden. Ein Album ist aber nie erschienen, es ist bei seinem Label durch die Qualitätskontrolle gefallen. Aber das hat Bryants Sonderstatus in der Hip-Hop-Welt auch nicht schaden können.

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